Zwei Stücke von Anoushka Warden feiern ihre deutsche Erstaufführung am Turmtheater.
Meine Mama ist ein Arsch
»Meine Mama ist ein Arsch« (Engl. »My Mum’s a Twat«) ist der bissige und offenherzige Bericht über eine Pubertät unter widrigen Bedingungen. Vorgetragen als Monolog präsentiert sich diese kurze, aber intensive Coming-of-Age-Story durch das Prisma einer jugendlichen Logik. Sie wird aus der Sicht eines Mädchens erzählt, dessen glückliche Kindheit jäh endet, als ihre Mutter anfängt, sich wie eine Idiotin zu benehmen. Das drückt sich vor Allem dadurch aus, dass sie mit einem unsympathischen neuen Liebhaber (von der Tochter liebevoll »Trottel« getauft) zusammenzieht und sich dem »Heile-Dich-Selbst-Zentrum für Selbstverwirklichung und Transzendenz« in Somerset hingibt.
Obwohl es keinen Missbrauch oder große Grausamkeiten gibt, trifft die emotionale Verlassenheit durch ihre Mutter hart und der verursachte Schmerz, wird durch die Subjektivität des Berichts für das Publikum nachvollziehbar. Dennoch schaffen der schräge Humor und viele gut platzierte Pointen ausreichend Distanz, damit das Stück nicht zu schwer wird. Anoushka Wardens Theaterdebüt wurde 2018 im Royal Court schnell zum Hit. Die Autorin selbst bezeichnete das Stück als »unzuverlässige Version einer wahren Geschichte, gefiltert durch eine verschwommene Erinnerung und eine lebhafte Fantasie«.
Ein Manifest jugendlicher Rebellion und Resilienz.
Wie Magdalena Meier ihre Rolle gestaltet, ist sensationell. »She’s fantastic«, äußert sich Anoushka Warden, Autorin der Stücke, gegenüber der Mediengruppe Bayern. Sie war zur deutschen Erstaufführung und Welturaufführung des »Vater«-Stücks ins Turmtheater gekommen. In Großbritannien würde die Rolle weit weniger einfallsreich und körperbetont aufgefasst als es Meier tut. Die singt, tanzt, rappt, imitiert, bewegt sich und drückt sich gestisch aus, dass es eine helle Freude ist. Wie sie einen Autounfall pantomimisch darstellt, wie sie zwischen görenhafter Schnodderigkeit und existenzieller Angst changiert, das muss man gesehen haben. … Hingehen!
Mittelbayerische Zeitung | 27.05.2025 | Peter Pavlas (Online: 26.05.2025)










Fotos: Dieter Popp

Mein Papa ist ein Drecksack
Nach »My Mum’s a Twat« widmet sich Anouschka Warden auch in ihrem zweiten Stück »My Dad’s a C*nt« dem Leben einer Jugendlichen, die diesmal bei ihrem Vater aufwächst – einem Kampfpiloten der Royal Air Force.
Das Regime, das der Vater führt, ist nicht nur kulinarisch sehr rigide. Mit militärischer Disziplin herrscht er über die Familie. Als er entdeckt, dass seine Tochter heimlich den angesagtesten Jungen der Schule besucht, und dann auch noch ihr Tagebuch in die Hände bekommt, schickt er sie kurzerhand in ein Militärcamp. Dort soll sie binnen einer Woche lernen, allein einen Segelflieger zu steuern – »gleichzeitig das Schlimmste und das Beste, was ich je erlebt habe.«
Die emotionale Achterbahnfahrt zwischen Vater und Tochter ist gleichermaßen fesselnd und erschreckend, die Anekdoten mal absurd, mal urkomisch. Während die Tochter im Café ihre Geschichte erzählt, bleibt die Präsenz des Vaters spürbar – er wartet, fast gespenstisch, im Hintergrund. Schon nach der ersten gemeinsamen Szene liegt ein unsichtbares Damoklesschwert über dem Stück. Der Kreis schließt sich, das Ende ist nicht unerwartet, doch die Wendung überraschend mutig und stark.
»My Dad’s a C*nt« wurde 2020 mit dem Plattform Presents’ Playwriting Prize in London ausgezeichnet und gewährt einen mitreißenden, unterhaltsamen Einblick in die Gedankenwelt eines Teenagers – ohne je ins Pathetische abzurutschen, trotz der ernsten Thematik.











Fotos: Dieter Popp
Repertoire
Der Tatortreiniger
Komödie nach der TV-Serie von Mizzi Meyer
Wenn die Polizei abzieht, beginnt Schottys Einsatz: Als Tatortreiniger räumt Heiko »Schotty« Schotte das weg, was keiner sehen will – und trifft auf Menschen, die schräger sind als jeder Tatort. Mit trockenem Humor und seiner unerschütterlichen Gelassenheit bringt er mit Witz, Absurdes und Nachdenkliches ans Licht.
Kurzschluss
Komödie von Noa Lazar-Keinan

Neta und David führen ein Leben, das auf den ersten Blick ziemlich gut aussieht: zwei Kinder, zwei Karrieren, ein Kinderbuch-Bestseller mit einem Superhelden, der bei Darmproblemen hilft. Doch dann kommt der Moment, in dem ihr Sohn Itamar diagnostiziert wird – Autismus. Und plötzlich ist nichts mehr so, wie es war.
Jeeps
Komödie von Nora Abdel-Maksoud

Eine neue Erbschaftsreform sorgt dafür, dass jährlich 400 Milliarden Euro per Losverfahren vergeben werden. Ort der Umsetzung: Die Agentur für Arbeit. In diesem dramatischen Sozialexperiment geraten vier Figuren in einen höchstvergnüglichen Diskurs. Nora Abdel-Maksouds bissige und zugleich kluge Klassismussatire geht auf humorvolle Weise der Frage nach: Ist die eigene finanzielle Sicherheit wichtiger als gesellschaftliche Solidarität?
Meine Mama ist ein Arsch / Mein Papa ist ein Drecksack
Schauspiel von Anoushka Warden
Genre: Schauspiel | DEA

Zwei Stücke von Anoushka Warden feiern ihr deutsches Debüt als Double Feature im Turmtheater. »Meine Mama ist ein Arsch« erzählt von einer Jugendlichen, deren glückliche Kindheit jäh endet, als sich ihre Mutter einer Sekte zuwendet. »Mein Papa ist ein Drecksack« zeigt das Leben unter einem strengen Vater, der seine Tochter zur Disziplin erzieht, notfalls auch in einem Militärcamp. Beide Stücke sind scharfzüngige, offenherzige Einblicke in eine Pubertät unter widrigen Bedingungen – bissig, witzig und schmerzhaft ehrlich.
Match Me If You Can
Komödie von Nina Hartmann und Gregor Barcal

Das Stück beleuchtet mit viel Witz und Charme die Höhen und Tiefen moderner Partnersuche und Beziehungsprobleme. Zwischen misslungenen Dates, witzigen Missverständnissen und überraschenden Wendungen bleibt kein Auge trocken. Gespielt wird das Stück von Barbara Trottmann und Tobias Ostermeier auf Bayerisch.
Extrawurst
Komödie von Dietmar Jacobs & Moritz Netenjakob

Bei der Mitgliederversammlung im Tennisverein soll über die Anschaffung eines neuen Grills abgestimmt werden. Normalerweise kein Problem – gäbe es nicht den Vorschlag, einen eigenen Grill für das einzige türkische Mitglied zu finanzieren. Eine gut gemeinte Idee, die aber unfassbar absurde Diskussionen auslöst und den eigentlich friedlichen Verein vor eine Zerreißprobe stellt.
Gift. Eine Ehegeschichte
Schauspiel von Lot Vekemans

Vor zehn Jahren waren sie noch verheiratet, und es gab auch glückliche Momente. Doch heute treffen sie nach dieser langen Zeit erstmals wieder aufeinander und machen sich Vorwürfe. Schnell wird klar, der Verlust des gemeinsamen Kindes ist längst nicht überwunden. Und während Edith in dieser Trauer all die Jahre verletzt und verletzbar stecken geblieben ist, hat Lucas versucht, weiterzuleben. Nun tasten sie sich aneinander vor, sprechen Vieles aus, das bisher ungesagt blieb und lernen sich neu kennen.
Die 39 Stufen
Komödie nach Alfred Hitchcock von Patrick Barlow

Kriminalkomödie nach Alfred Hitchcocks Film »The 39 Steps«. Vier Schauspieler in 139 Rollen nehmen die Zuschauer mit auf Richard Hannays abenteuerliche Reise von London in die schottischen Highlands und wieder zurück. Ständig auf der Flucht muss der vermeintliche Mörder nicht nur seine Unschuld beweisen, sondern auch das Geheimnis der »39 Stufen« lüften.
Nein zum Geld!
Zeitgenössische Komödie von Flavia Coste

Die frischgebackenen Eltern Richard und Claire Carré haben Richards Mutter und Richards besten Freund zum Essen eingeladen. Denn Richard hat etwas zu verkünden: Er hat 162 Millionen im Lotto gewonnen. Die Freude ist groß, doch Richard will auf den Gewinn verzichten. Seine Liebsten können seine Entscheidung gar nicht nachvollziehen und versuchen alles, um Richard zu seinem Glück zu überreden. Wie mag der Abend enden?
Wunder gibt es immer wieder
Eine Revue über Frauenbilder und Männerrollen

Viel hat sich geändert in den vergangenen 100 Jahren zwischen Frau und Mann. Diese musikalisch-szenische Reise berichtet in Chansons und Schlagern davon. Ausgangspunkt ist die Einführung des Frauenwahlrechts im Jahr 1918. Eine Neuinszenierung der Koproduktion des Bandhaus Theaters Backnang.
Mei Fähr Lady
Der Bairisch-Crashkurs mit Prof. Zehetner. Komödie von Joseph Berlinger

Der Bairisch-Crashkurs mit Prof. Zehetner. Eine eifrige Chinesin will auf einer Donaufähre arbeiten und muss deshalb Bairisch lernen. So wie der verliebte französische Rapper, der seine Kellnerin im Wirtshaus verstehen möchte. Und der kontaktfreudige norddeutsche Manager Striede, der sich in einem niederbayerischen Dorf ein altes Haus gekauft hat. Sie alle besuchen einen Crash-Kurs beim bairischen Dialekt-Papst.