Turmtheater Regensburg zeigt »Jeeps« mit Heike Ternes, Barbara Trottmann, Ernst Matthias Friedrich, Pascal Averibou | Regie: Markus Bartl | Ausstattung: Philipp Kiefer

Jeeps

Komödie von Nora Abdel-Maksoud

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Eine neue Erbschaftsreform sorgt dafür, dass jährlich bis zu 400 Milliarden Euro per Losverfahren vergeben werden. Der Ort der Umsetzung: Die Agentur für Arbeit. In diesem dramatischen Sozialexperiment geraten vier Figuren in einen erbitterten Streit. Die enteignete Start-up-Gründerin Silke schließt sich mit dem langjährigen Bürgergeldempfänger und Amtskenner Maurice zusammen, um ein erpresserisches Duo zu bilden. Gemeinsam drohen sie dem überkorrekten Gabor, einem Amtsmitarbeiter, seinen geliebten Geländewagen in die Luft zu jagen, sollte er nicht für Gerechtigkeit sorgen. Und dann ist da noch Armin, der Zyniker, der nach Jahren als Beamter alle beruflichen und sozialen Ideale aufgegeben hat. Auch er gerät zwischen die Fronten.

Zurzeit wird viel über das Erben gesprochen. Zum Beispiel die Umstände, die man damit hat: Streit mit den Geschwistern, Ärger mit geerbten Immobilien, Unsicherheit bei Steuerfragen. Probleme, die manche gerne hätten. Tatsache ist: In Deutschland werden jährlich bis zu 400 Milliarden Euro pro Jahr verschenkt und vererbt (Eine Summe, die, nebenbei bemerkt, fast der Hälfte der neuen Staatsschulden entspricht). Gleichzeitig wächst jedes fünfte Kind hierzulande in Armut auf. Der Hartz-IV-Regelsatz für Bildung? Magere 1,12 € im Monat. Für Nahrung sind pro Tag gerade einmal 4,48 € vorgesehen. Man erklärt das durch die Prinzipien der Leistungsgesellschaft. Doch welche Leistung hat jemand erbracht, der einfach nur in eine wohlhabende Familie hineingeboren wurde? Die Dramatikerin und Regisseurin Nora Abdel-Maksoud bringt es pointiert auf den Punkt: Sie nennt es die »Eierstocklotterie«.

In ihrer bissigen und klugen Klassismussatire stellt sie humorvoll die entscheidenden Fragen: Zählt die eigene finanzielle Sicherheit mehr als gesellschaftliche Solidarität? Ist Umverteilung von außen tatsächlich gerecht? Wo verläuft die Grenze zwischen Mittelschicht und Besserverdienern? Kann das Leistungsprinzip wirklich existenzielle Sicherheit garantieren?


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