Turmtheater Regensburg zeigt »Meine Mama ist ein Arsch / Mein Papa ist ein Drecksack« mit Magdalena Meier | Regie: Markus Bartl | Ausstattung: Philipp Kiefer

Meine Mama ist ein Arsch / Mein Papa ist ein Drecksack

Turmtheater unterwegs: Altstadttheater Ingolstadt | Schauspiel von Anoushka Warden

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Zwei Stücke von Anoushka Warden feiern ihre deutsche Erstaufführung am Turmtheater.

Meine Mama ist ein Arsch


»Meine Mama ist ein Arsch« (Engl. »My Mum’s a Twat«) ist der bissige und offenherzige Bericht über eine Pubertät unter widrigen Bedingungen. Vorgetragen als Monolog präsentiert sich diese kurze, aber intensive Coming-of-Age-Story durch das Prisma einer jugendlichen Logik. Sie wird aus der Sicht eines Mädchens erzählt, dessen glückliche Kindheit jäh endet, als ihre Mutter anfängt, sich wie eine Idiotin zu benehmen. Das drückt sich vor Allem dadurch aus, dass sie mit einem unsympathischen neuen Liebhaber (von der Tochter liebevoll »Trottel« getauft) zusammenzieht und sich dem »Heile-Dich-Selbst-Zentrum für Selbstverwirklichung und Transzendenz« in Somerset hingibt.

Obwohl es keinen Missbrauch oder große Grausamkeiten gibt, trifft die emotionale Verlassenheit durch ihre Mutter hart und der verursachte Schmerz, wird durch die Subjektivität des Berichts für das Publikum nachvollziehbar. Dennoch schaffen der schräge Humor und viele gut platzierte Pointen ausreichend Distanz, damit das Stück nicht zu schwer wird. Anoushka Wardens Theaterdebüt wurde 2018 im Royal Court schnell zum Hit. Die Autorin selbst bezeichnete das Stück als »unzuverlässige Version einer wahren Geschichte, gefiltert durch eine verschwommene Erinnerung und eine lebhafte Fantasie«.

Ein Manifest jugendlicher Rebellion und Resilienz.

Wie Magdalena Meier ihre Rolle gestaltet, ist sensationell. »She’s fantastic«, äußert sich Anoushka Warden, Autorin der Stücke, gegenüber der Mediengruppe Bayern. Sie war zur deutschen Erstaufführung und Welturaufführung des »Vater«-Stücks ins Turmtheater gekommen. In Großbritannien würde die Rolle weit weniger einfallsreich und körperbetont aufgefasst als es Meier tut. Die singt, tanzt, rappt, imitiert, bewegt sich und drückt sich gestisch aus, dass es eine helle Freude ist. Wie sie einen Autounfall pantomimisch darstellt, wie sie zwischen görenhafter Schnodderigkeit und existenzieller Angst changiert, das muss man gesehen haben. … Hingehen!

Mittelbayerische Zeitung | 27.05.2025 | Peter Pavlas (Online: 26.05.2025)

Fotos: Dieter Popp


Mein Papa ist ein Drecksack


Nach »My Mum’s a Twat« widmet sich Anouschka Warden auch in ihrem zweiten Stück »My Dad’s a C*nt« dem Leben einer Jugendlichen, die diesmal bei ihrem Vater aufwächst – einem Kampfpiloten der Royal Air Force.

Das Regime, das der Vater führt, ist nicht nur kulinarisch sehr rigide. Mit militärischer Disziplin herrscht er über die Familie. Als er entdeckt, dass seine Tochter heimlich den angesagtesten Jungen der Schule besucht, und dann auch noch ihr Tagebuch in die Hände bekommt, schickt er sie kurzerhand in ein Militärcamp. Dort soll sie binnen einer Woche lernen, allein einen Segelflieger zu steuern – »gleichzeitig das Schlimmste und das Beste, was ich je erlebt habe.«

Die emotionale Achterbahnfahrt zwischen Vater und Tochter ist gleichermaßen fesselnd und erschreckend, die Anekdoten mal absurd, mal urkomisch. Während die Tochter im Café ihre Geschichte erzählt, bleibt die Präsenz des Vaters spürbar – er wartet, fast gespenstisch, im Hintergrund. Schon nach der ersten gemeinsamen Szene liegt ein unsichtbares Damoklesschwert über dem Stück. Der Kreis schließt sich, das Ende ist nicht unerwartet, doch die Wendung überraschend mutig und stark.

»My Dad’s a C*nt« wurde 2020 mit dem Plattform Presents’ Playwriting Prize in London ausgezeichnet und gewährt einen mitreißenden, unterhaltsamen Einblick in die Gedankenwelt eines Teenagers – ohne je ins Pathetische abzurutschen, trotz der ernsten Thematik.


Fotos: Dieter Popp

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